Mittelalterliche Wehranlage

Kleine Geschichte des Schlosses Wildeck in Zschopau

von Hermann v. Strauch 2007

Die Anfänge                          

Eine Randnotiz im Kopialbuch des hessischen Klosters Hersfeld erweckte das Interesse der Zschopauer Heimatforscher: Ein Kopialbuch enthält Abschriften wichtiger Urkunden, und in einer der Hersfelder Urkunden ging es um den sächsischen Grundbesitz des Klosters. Die Urkunde stammt aus dem Jahre 981, einer Zeit also, wo sich hier im "Miriquidiwald" noch Fuchs und Hase Gute Nacht sagten. Sehr viel später - zwischen 1136 und 1162 - wurde ein erklärender Text beigefügt, der für unsere Heimatforscher so wichtig ist; denn erstmals in der Geschichte wird hier der Fluss "scapha" und die "antiqua semita Bohemorum" genannt. Die "scapha" ist unsere gute alte Zschopau, und die "antiqua semita Bohemorum" der "Alte Böhmische Steig". Das lateinische Wort "semita" besagt, dass es sich damals um einen bloßen Pfad - etwa für Saumtiere - gehandelt hat. Dennoch war er ein wichtiger Handelsweg, der hier in einer Furt die Zschopau kreuzte. Diese Furt wird die Ursache für das Entstehen einer Burganlage gewesen sein. Die Ursprünge liegen aber im Dunkel. Vermutlich entstand sie im Zuge der allgemeinen Burgenbauphase, also irgendwann zwischen 1125 und 1180. Archäologische Grabungen bestätigten diese Vermutung.

Die Besitzer

Burg und Stadt gehörten zu dem von Kaiser Friedrich I. Barbarossa geschaffenen und ihm unmittelbar unterstellten Pleißenland mit dem Verwaltungszentrum Altenburg, von wo aus die Besiedlung bis hinauf zum Erzgebirgskamm erfolgte. Als Beauftragte des Kaisers wurden Reichsministeriale eingesetzt, doch ob ein solcher auch in Zschopau seinen Sitz hatte, ist ungewiss. Wahrscheinlicher ist, dass er von den sogenannten "Burgmannen" vertreten wurde. Diese waren Angehörige der Adelsgeschlechter von Einsiedel, von Erdmannsdorf, von Forchheim oder von Rechenberg und wechselten oft. Obwohl Zschopau Ende des 13. Jahrhunderts als Sitz einer Vogtschaft genannt wird, entstand hier keine eigene Herrschaft; immer war es in der Hand anderer. Wie kam es aber als Teil des reichsunmittelbaren Pleißenlandes in die Hand der Wettiner? Das geschah erstmals in den Jahren 1254/1255, als der spätere Landgraf von Thüringen Albrecht von Wettin die Tochter Kaiser Friedrichs II. heiratete. Diese bekam anstatt einer Mitgift das Pleißenland als Pfand. So regierte Albrecht auch im Pleißenland als dem Heiratsgut seiner Frau. 1290 wurde es zwar wieder in den Besitz des Reiches zurückgenommen, aber der Sohn Albrechts, Friedrich der Freidige, ließ nicht locker, bis er 1323 das Pleißenland wieder in wettinischen Besitz gebracht hatte - zunächst pfandweise, tatsächlich aber endgültig. Für die Burg Zschopau änderte sich zunächst nichts. Weiterhin war sie im Besitz fremder Herren, vor allem derer von Waldenburg auf Wolkenstein sowie der Burggrafen von Leisnig. Strittig blieb aber die Frage, ob die Burg und Stadt Zschopau als Reichslehen oder als markgräfliches-meißnisches Lehen zu gelten haben. Vor allem die Waldenburger wollten nicht gern Lehnsuntertanen der Wettiner sein. Restlos geklärt wurde diese Frage nicht, bis 1456 der letzte Besitzer Anarg von Waldenburg das Lehen endgültig an Kurfürst Friedrich abtrat. Die Wettiner waren 1423 sächsische Kurfürsten geworden. Es verblieb danach über Jahrhunderte im landesherrlichen Besitz - beziehungsweise in dem des Freistaates Sachsen. 1990 stellte die Stadt Zschopau bei der Landesregierung den Antrag auf Übereignung des Schlosses. Mit Wirkung vom 9. Januar 1995 wurde es tatsächlich Eigentum der Stadt. Damit war die Voraussetzung geschaffen, das Schloss als kulturelles Zentrum der Stadt Zschopau zu nutzen.

Die Oberforst- und Wildmeisterei

Früher diente es anderen Zwecken: 1506 wurde hier die herzogliche, später kurfürstliche "Oberforst- und Wildmeisterei" eingerichtet. Sie war zuständig für das gesamte Gebiet zwischen Elbe und westlichem Vogtland und wichtig angesichts der besonderen Jagdleidenschaft der Wettiner. Noch größer war die forstwirtschaftliche Bedeutung: der Bergbau verschlang beim Grubenausbau und bei der Erzverhüttung ungeheure Mengen Holz. Auf dem Bergbau wiederum beruhte der Reichtum der sächsischen Kurfürsten, der sie zu den mächtigsten und angesehensten Fürsten des ganzen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation machte. Für die Aufforstung der vielen kahl geschlagenen Wälder mit der schnell wachsenden Fichte hatten die Oberforstmeister in Zschopau zu sorgen.

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Frans Hougenberg, Schloß Wildeck, Kupferstich 1617 (Ausschnitt)

Die mittelalterliche Burg

Über das Aussehen der mittelalterlichen Burg wissen wir nichts Genaues. Die älteste bildliche Darstellung stammt von dem damals sehr bekannten Kupferstecher Hougenberg aus dem Jahr 1617. Doch dieser Kupferstich zeigt das Schloss nicht so, wie es damals nachweislich ausgesehen hat. Auch die in der Ferne erkennbare Augustusburg zeigt nicht die bekannte Silhouette. Es gibt nun die Theorie, dass Hougenberg als Vorlage eine Zeichnung benutzt hat, die noch die mittelalterliche Burg darstellte. Wenn das stimmt und das Schloss nicht einfach der Phantasie des Künstlers entsprungen ist, hätte die Burg recht eigenwillig ausgesehen.